UFO-Abbau steht ganz weit oben auf meiner Liste der guten (Näh-)Vorsätze für 2017. Hochmotiviert habe ich schon vor Silvester mit der Umsetzung losgelegt und meinen allerersten Blazer nach rund einem Jahr In-der-Ecke-liegen fertiggestellt. Dafür klopfe ich mir selber mal auf die Schulter – und das mit Schwung. Kann nix passieren, die Schulter ist nämlich gut gepolstert. Was wiederum der Grund dafür ist, dass der Blazer ein Jahr lang in der Ecke lag. Das kam so:
Ende 2015 beschloss ich den Blazer Blanche aus der La Maison Victor 4/2015 zu nähen – ein relativ legeres Modell, das mir als Anfängerstück geeignet schien. Trotzdem wollte ich auf Nummer sicher gehen und nahm Stoff und Schnitt mit in den Nähkurs. Gerade bei komplizierteren Schnitten und Techniken – oder solchen, die ich zum ersten Mal ausprobiere – finde ich es immer unheimlich hilfreich, Tipps von der Kursleiterin und Zuspruch von den anderen Teilnehmern zu bekommen. Diesmal bekam ich aber mehr Tipps, als ich eigentlich erwartet hatte. Obwohl La Maison Victor keine Schulterpolster für Blanche vorsieht, war sich der Kurs einig, dass die bei einem Blazer ein Muss sind. Und da ich statt des im Heft gezeigten Sweats einen etwas schickeren Fischgrät-Stoff gewählt hatte, war allen – außer mir – klar, dass aus dem legeren Teil doch eher ein klassischer Blazer werden muss.
Schulterpolster also. Hatte ich noch nie verwendet. Wollte ich auch eigentlich nicht. Vielleicht ist das noch ein Kindheitstrauma. Als erstes fällt mir immer dieses Foto aus den 80ern ein, auf dem meine Mutter auf einer Familienfeier ein Kleid mit wahnsinnig breiten Schultern trägt und aussieht wie ein Mitglied des Denver-Clans (während mein rosa Rüschenkleid daneben natürlich ganz entzückend ist). Klar, meine gekauften Blazer haben auch Schulterpolster, aber viel kleinere, die man nicht sieht und deshalb verdrängen kann, wohingegen ich diese Wattedinger, mit denen ich schließlich im Nähkurs stand, nicht ignorieren konnte. Noch nicht vollständig überzeugt nähte ich den Blazer trotzdem fertig. Es fehlte nur noch der passende Knopf, der sich trotz intensiver Suche nicht finden lassen wollte. Das gute Stück landete auf dem UFO-Stapel. Es wurde Frühjahr, Sommer, zu warm für einen Wollblazer. Der Stapel wurde größer.
Im Herbst zog ich den Blazer noch einmal an, um mich für die weitere Knopfsuche zu motivieren, und erkannte, dass das Problem nicht der Knopf, sondern die Schulterpolster waren. Ich trennte also das Futter wieder auf, entfernte die Polster, triumphierte innerlich („Wusste ich doch gleich, dass Schulterpolster blöd sind, auch wenn ihr alle was anderes sagt. Ha!“), zog die Jacke wieder an und stellte fest: Mit war doch besser („Upps, ‚tschuldigung. Ihr hattet doch recht.“). Frustriert kehrte Blanche zurück auf den Stapel der Verschmähten.
Bis Julia von Cut and Baste dann im Dezember ihr Weihnachtsoutfit mit einem toll sitzenden und super verarbeiteten Blazer zeigte. Plötzlich erschien an meinem Nähhorizont ein neues Ziel, für das ich aber erstmal die Zwischenetappe erreichen musste. Und die war eben türkis und brauchte Schulterpolster. Ich besorgte neue (die alten waren während eines kleinen Wutanfalls im Müll gelandet) und schaffte es irgendwie sie in den Blazer einzunähen, ohne das Futter wieder komplett rauszutrennen. Auch für mein Knopfproblem fand ich bei Julia die Lösung: Selbstbeziehen. Zum ersten Mal ausprobiert und gleich ein Erfolg – yay!
Und nun ist er fertig, mein erster Blazer. So ganz perfekt ist er nicht. An der Passform muss dringend noch gearbeitet werden und die Welt hat auch schon schönere Paspeltaschen gesehen. Aber das ist mir gerade ganz egal. Hauptsache ist doch, dass ich ihn jetzt endlich anziehen kann – und dass ich damit nicht aussehe wie der Hulk.
Nächstes Etappenziel: einen Blazer in weniger als zwölf Monaten fertigstellen. Mit Schulterpolstern!
Schöne Grüße
Christine
PS: Gut gepolstert geht’s zu RUMS.
Schnitt: Blanche – La Maison Victor 4/2015
Stoff: Tante Martha in Dortmund
Suuuuper! Ich finde auch, dass in einen Blazer Schulterpolster gehören – bei deinem passt es perfekt 🙂 Wie gut, dass du schlussendlich doch eine Lösung finden konntest, mit der du zufrieden bist! DIe Farbe ist auch ziemlich toll.
Liebe Grüße, Fredi
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Danke, liebe Fredi! Mittlerweile bin ich auch davon überzeugt, dass Schulterpolster sein müssen. Das nächste Paar liegt schon bereit 😉 .
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Sehr schön geworden! Besonders für den ersten Blazer 🙂
Ich liebe auch die Farbe. Und ja, vor Schulterpolstern hätte ich mich auch ewig gedrückt …
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Oh ja, die Farbe finde ich auch toll. Wobei ich für den nächsten vielleicht mal einen etwas „seriöseren“ nehmen werden 🙂
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Also ich find ihn super chick! Gut Ding will ja manchmal Weile haben, aber das Ergebnis entschädigt einen dann ja doch, oder? 🙂 Die Farbe vom Stoff gefällt mir dazu auch sehr!
Liebe Grüße,
Svenja
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Auf jeden Fall! Allein das Gefühl, endlich etwas erledigt zu haben, ist schon sehr befreiend. 🙂
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Der ist ja wahnsinnig schön :). Die Farbe mag ich sehr !
Gibt es eigentlich verschiedene Größen pder Dicken an Schulterpolstern zu kaufen? Oder ist das eine Einheitsgröße?
Liebe Grüße
Bine
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Oh ja, es gibt Unterschiede. Wusste ich aber vorher auch nicht und habe gleich mal die falschen gekauft. Deshalb sah es zuerst wohl auch so merkwürdig aus. Die ursprünglichen waren eigentlich nur für Blusen und Kleider geeignet und mit Stoff überzogen. Beim zweiten Anlauf habe ich dann die richtigen gefunden, die aus mehreren Lagen Vlies bestehen, welche man dann noch zurechtschneidet. Dadurch kann man sie genau an die Form der Schulter bzw. den Armausschnitt anpassen.
Ich habe sogar Tutorials gefunden, die zeigen, wie man Schulterpolster selbst machen kann, aber das habe ich mich dann doch nicht getraut.
Schöne Grüße
Christine
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Gut Ding will Weile haben 😉 Wenn es jetzt ein Lieblingsstück wird, hat es sich doch gelohnt. Ich finde den Blazer auf jeden Fall sehr schick und er steht dir wunderbar!
Liebe Grüße!
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Vielen Dank, liebe Katha! Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob er ein Lieblingsstück wird. Aber falls nicht, dann war er auf jeden Fall ein gutes Lehrstück. 😉
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Liebe Christine,
der Blazer ist wunderschön geworden!
Sehr gut, dass er dir immer wieder aufs neue aus dem UFO-Stapel zugerufen hat.
Liebe Grüße
Lara
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Hihi, das Rufen war nicht zu überhören. Und auf dem Stapel liegen noch ein paar andere Schreihälse. Aber das Jahr hat ja auch gerade erst angefangen.
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Tolles Teil, sehr schön geworden! Für mich sieht der sehr perfekt aus! Lg Karin
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Hallo, also der Blazer sieht absolut großartig aus, die Farbe, der Stoff, einfach toll. Er steht Dir ausgezeichnet. Wie gut, dass er vom UFO-Stapel runter ist. Die die LMV-Ausgabe habe ich mir auch mal rausgesucht 🙂 Danke für die Inspiration und lieben Gruß! Karin
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Liebe Karin,
freut mich, dass ich Dich auf ’ne Idee gebracht habe 😉 Viel Spaß beim Nähen!
Schöne Grüße
Christine
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Der Blazer ist richtig schick geworden und das Schulterpolster-Trauma kann ich absolut nach empfinden 😂 ich glaub das hab ich auch 😉 schöner Beitrag und schönes Teil 😉
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Dankeschön! Ja, das Schulterpolstertrauma ist weit verbreitet. Fast schon ’ne Volkskrankheit und nur schwer zu kurieren 😉
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Liebe Christine,
ich schau so gern bei dir vorbei. Wunderschön genähte Teile, stilvoll in Szene gesetzt und dazu schreibst du auch noch mit so viel Witz und Esprit! Bitte noch mehr davon 😉
LG Ivonne
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Danke, liebe Ivonne! Bei so viel Lob werde ich glatt ein bisschen rot. 🙂
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